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Atmen und Zuhören

Hier geht es um zwei Themen, die in der Achtsamkeitspraxis eine wichtige Rolle spielen. Atmen und Zuhören. Ich bin dazu durch zwei Folgen des Huberman Lab Podcast inspiriert worden.  „How to breathe correctly” und “How to access your creativity”, ein Gespräch mit dem Musikproduzenten Rick Rubin über sein Buch „Kreativ. Die Kunst zu sein.“

Atmen

Auf ihrer Webseite berichtet die Stanford-Universität von einer Forschungsarbeit, die die Stanford Professoren David Spiegel (Medizin) und Andrew Huberman (Neurobiologie) zusammen mit dem Mediziner Dr. Yilmaz Balban durchgeführt haben.  Sie zeigen darin, wie eine einfache Atemübung, das sogenannte zyklische Seufzen (Cyclic Sighing) den Stresspegel signifikant senkenund das Wohlbefinden steigern kann.  Hunderte von Studien haben die Vorteile der Achtsamkeitsmeditation bei der Verringerung von Stress und Ängsten aufgezeigt, und wie zu erwarten war, berichtete die Achtsamkeitsgruppe über geringere Ängste und eine bessere Stimmung. Aber in dieser Studie, die am 17. Januar in Cell Reports Medicine veröffentlicht wurde, berichteten die Gruppen mit kontrollierter Atmung sogar noch mehr Verbesserungen, mit einer signifikant größeren Zunahme des positiven Affekts – gute Gefühle wie Energie, Freude und Friedlichkeit. Die Übung geht so:  Atme Sie durch die Nase ein. Wenn Sie du deine Lungen angenehm gefüllt hast, mach einen zweiten, tieferen Atemzug, um deine Lungen so weit wie möglich auszudehnen. Dann atme ganz langsam durch den Mund aus, bis die ganze Luft den Körper verlassen hat. Über das für fünf Minuten. Eine Youtube-Anleitung findest du hier.

Zuhören

Zum Zweiten Thema „Zuhören“ zitiere ich einen Text aus dem Buch von Rick Rubin „The Creative Act“, der mich berührt hat. Ich habe den Text selbst übersetzt. 

„Kommunikation geht in zwei Richtungen, auch wenn eine Person spricht und eine andere still zuhört.

Wenn der Zuhörer völlig präsent ist, kommuniziert der Sprecher oft anders. Die meisten Menschen sind nicht daran gewöhnt, dass man ihnen vollständig zuhört, und das kann für sie wie ein Schock sein.

Manchmal blockieren wir den Fluss der angebotenen Informationen und schränken so das echte Zuhören ein. Unser kritischer Verstand schaltet sich ein und merkt, womit wir einverstanden sind und womit nicht, was wir mögen und was nicht. Wir suchen vielleicht nach Gründen, dem Sprecher zu misstrauen oder ihm Unrecht zu geben.

Eine Meinung zu auszusprechen, ist kein Zuhören. Genauso wenig wie: eine Antwort vorzubereiten, den eigenen Standpunkt zu verteidigen oder den Standpunkt des anderen anzugreifen. Ungeduldiges Zuhören bedeutet, überhaupt nichts zu hören. Zuhören bedeutet, den eigenen Unglauben für jetzt auszuschalten.

Wir sind offen und empfangen. Wir schenken unsere Aufmerksamkeit, ohne vorgefasste Meinungen. Das einzige Ziel besteht darin, vollständig und klar zu verstehen, was uns übermittelt wird, und dabei völlig präsent zu bleiben – und es so sein zu lassen, wie es ist.

Alles andere ist nicht nur ein Bärendienst für den Sprecher, sondern auch für dich selbst.

Während du eine Geschichte in deinem eigenen Kopf erschaffst und verteidigst, entgehen dir Informationen, die deine gegenwärtigen Gedanken verändern oder weiterentwickeln könnten.

Wenn wir über unsere reflexartige Reaktion hinausgehen können, finden wir vielleicht etwas, das sich darunter verbirgt, das mit uns in Resonanz steht oder unser Verständnis fördert. Die neuen Informationen können eine Idee verstärken, sie leicht verändern oder sie völlig umkehren.

Durch vorurteilsfreies Zuhören können wir als Menschen wachsen und lernen. Meistens gibt es keine richtigen Antworten, sondern nur verschiedene Perspektiven. Je mehr Perspektiven wir zu sehen lernen, desto größer wird unser Verständnis. Unser Filter kann beginnen, sich dem zu nähern, was wirklich ist, und nicht nur einen schmalen Splitter, der durch unsere Voreingenommenheit interpretiert wird.

Zuhören eröffnet Möglichkeiten. Es erlaubt dir, eine größere Welt zu sehen. Viele unserer Überzeugungen wurden erlernt, bevor wir wählen konnten, was uns gelehrt wurde. Einige davon reichen vielleicht Generationen zurück und gelten nicht mehr. Manche haben vielleicht nie gegolten. Zuhören ist also nicht nur Gewahrsein. Es bedeutet Freiheit von akzeptierten Beschränkungen.“

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